Der klimafreundliche (oder besser der naturnahe) Garten
Herbstliche Aufräum-Orgien im Garten sind aus der Zeit gefallen. Wer der Natur was Gutes tun will, legt die Hände in den Schoß und genießt die letzten wärmenden Sonnenstrahlen im Liegestuhl.
Früher räumten Gärtner und Gärtnerinnen im Herbst supergründlich auf: Gemüsebeete wurden umgegraben, verdorrte Staudenstängel abgeschnitten, Rosen gekappt und unterm Zaun musste jedes Grasbüschel weichen. Eine Menge Arbeit! Für Selbstversorger*innen mit riesigen Nutzgärten machte das Sinn: Im Frühjahr konnten sie sich auf Pflanzungen und Aussaaten konzentrieren. Aber in unseren heutigen, meist kleinen Gärten ist das bisschen Aufräumen im März/April rasch erledigt, es bremst den Start in die neue Gartensaison keineswegs aus.
Die übliche Begründung für die gartenbauliche Herbstoffensive ist, dass der Garten tip-top ordentlichauzusehen hat– was sollen denn die Nachbarn denken? Naturnah arbeitenden Gärtnern und Gärtnerinnen kann das herzlich egal sein, denn sie wissen, dass Ihr „Verhau“ jede Menge kleine Tiere sicher durch den Winter bringt.
7 do’s an don’ts im Herbstgarten |
ja |
nein |
Beete umgraben und Boden offen liegen lassen |
X |
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Alte Staudenstängel abschneiden |
X |
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Gehölze und Rosen zurückschneiden |
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Rasen/Wiese mähen |
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Grasbüschel/Beikräuter entfernen |
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Laub wegharken |
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Wassertonnen leeren |
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Und warum nutzt das der Natur?
- Boden
Beete lockert man am besten nur mit einer Grabegabel, ohne die Erde zu wenden. Das schont die nützlichen Bodenorganismen, außerdem wird beim Umgraben CO2 freigesetzt.
Niemals soll der Boden nackt liegen bleiben. Eine dünne Schicht Rasenschnitt oder Laub als Bedeckung ist das Mindeste. Vor allem die Regenwürmer brauchen das Material als Nahrung, denn im Herbst sind sie besonders aktiv. Besser noch wäre eine Gründünung.
- Stauden
In und an Staudenstängeln überwintern die Larven vieler Insekten. Damit sie die Chance haben, auszuschlüpfen, räumt man die alten Stängel erst im Frühjahr und dann auch möglichst spät weg.
Stieglitze, Meisen und andere Singvögel fressen die Samen, die an den Fruchtständen reifen. Distelarten und andere heimische Wildstauden wie Knautien und Karden bieten reichlich Vogelnahrung. Auch Sonnenblumen sind extrem begehrt.
- Gehölze schneiden
Ziergehölze, Rosen und Obstbäume schneidet man im Frühling zurück. Beim Herbstschnitt besteht die Gefahr, dass die Zweige noch weiter zurückfrieren, falls es starken Frost gibt.
- Rasen und Wiese
Den Rasen kann man mähen, muss aber nicht – allerdings hat man im Frühjahr viel abgestorbenes Gras, falls ausnahmsweise länger Schnee liegt.
Blumenwiesen sollen im Herbst gemäht werden. Das schafft Luft und Licht am Boden –nur dann keimen die herabgefallenen Blumensamen. Ohne ständige Erneuerung verschwinden die Blumen auf Dauer. Allerdings kann man immer andere Teilbereiche einer Blumenwiese als Vogelfutter und Insekten-Kinderstube über Winter stehen lassen.
- Grasbüschel
Grasbüschel, die an schwer zu mähenden Stellen, unterm Zaun, an Baumstämmen, vor der Terrasse wachsen, sind die Kinderstube vieler Schmetterlinge und Grashüpfer. Manche Arten schlüpfen erst im Frühsommer aus. Am besten lässt man diese „Puppenstuben“ ein bis zwei Jahre unbehelligt stehen.
- Laub
Das Laub auf dem Rasen und auf niedrigen Stauden muss weg, die Blätter verkleben zu luftdichten Schichten und ersticken das Pflanzen darunter. Bitte auf Laubbläser und vor allem auf Laubsauger verzichten – die Geräte töten unzählige kleine Lebewesen. Unter der Hecke, zwischen hohen Stauden, auf leeren Gemüsebeeten sind die Herbstblätter eine schützende Decke für den Boden und bestes Regenwurmfutter. Übrigens: Laubkompost ist ein toller Bodenverbesserer und mit wenig Mühe zu erstellen, viele Anleitungen gibt’s im Internet zum Beispiel: www.muhvie.de/wertvoller-laubkompost-einfach-fuer-den-garten-und-balkon-herstellen/
- Wassergefäße
Gefrierendes Wasser dehnt sich aus und kann Wasserpumpen, Wassertonnen und Keramikgefäße, die nicht frostfest sind, zum Platzen bringen. Ausleeren ist wichtig.